„Kann ich nicht einen Kollegen hinschicken, statt selbst reinzugehen?“
Unzählige Führungskräfte und Mitarbeiter empfinden Besprechungen als Störung statt als Chance, Projekte voranzutreiben. Dabei sind Meetings der Kristallisationspunkt der Zusammenarbeit! Die gesammelte Expertise eines Teams ist an einem Tisch versammelt, und was passiert? Alles mögliche, nur nicht das, was passieren sollte. Der eine kommt von Hölzchen aufs Stöckchen, der andere will endlich was sagen, kommt aber nicht dazu, weil andere ohne Punkt und Komma reden, der dritte versucht sich – mehr oder weniger bewusst – zu profilieren und der vierte tippelt auf seinem Smartphone. Ergebnis: Halbherzig getroffene Entscheidungen, viele verlorene Mannstunden und Frust bei allen Beteiligten.
Ja, was ist denn los in den deutschen Unternehmen? Ist es so schwer, bei der Sache zu bleiben und sich auf Augenhöhe auszutauschen?
Natürlich nicht. Doch wenn Teams ihre Besprechungskultur nicht aktiv gestalten, werden die Meetings mit der Zeit immer unbefriedigender. Damit Menschen miteinander produktiv sein können, braucht es nicht viel – aber es braucht ein Mindestmaß an Struktur.
Natürlich nicht. Doch wenn Teams ihre Besprechungskultur nicht aktiv gestalten, werden die Meetings mit der Zeit immer unbefriedigender. Damit Menschen miteinander produktiv sein können, braucht es nicht viel – aber es braucht ein Mindestmaß an Struktur.
Meeting-Regeln
Ich bin kein Freund von Überregulierung. Doch sowohl in meinem eigenen Unternehmen als auch in den Teams, die ich beraten und gecoacht habe, habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Menschen sich nach Struktur sehnen. Nach wenigen Leitplanken, die fix sind, und innerhalb derer sie sich frei bewegen können. Und das gilt erst recht für Meetings.
Fehlen diese Leitplanken, bricht das Chaos aus. Die Stillen, die oft gute Beobachter sind und deshalb gute Gedanken haben, kommen nicht zu Wort, während die Schnellsprecher sich ein kommunikatives Kopf-an-Kopf-Rennen geben. Die wiederum haben zwar alles gesagt, doch gehört fühlen sie sich nicht. Ein Gespräch, geschweige denn ein kreativer Dialog kommt so nicht zustande. Kein Wunder, dass sich Einzelne gedanklich ausklinken und lieber E-Mails bearbeiten, statt ihre Zeit komplett zu verlieren. Doch das ist keine Lösung, denn das Motivationskiller-Meeting wird zum Teufelskreis.
Was können Sie tun?
Schaffen Sie eine positive Meeting-Kultur, indem Sie beginnen, über die Qualität Ihrer Meetings zu sprechen. 99 Prozent der Menschen, mit denen ich arbeite, denken „meeten“ sei wie „gehen“ oder „atmen“. Das müsse man nicht groß thematisieren, das könnten wir einfach, weil wir Menschen sind.
Tatsächlich sind Meetings ein Instrument. Wie eine Säge: Wenn sie stumpf ist, muss sie geschärft werden. Das bedeutet nicht, dass jeder im Team ein Moderationstraining braucht. Sie müssen auch nicht, auf Teufel komm raus, standardisierte Meeting-Regeln einführen, wenn Sie bislang keine hatten. Es reicht, wenn Sie am Ende jedes Meetings eine Schlussreflektion einplanen. Lassen Sie in einer Blitzlichtrunde alle Meeting-Teilnehmer diese einfachen Fragen beantworten:
„Was war hilfreich für die Qualität des Meetings?“
„Was wollen wir beim nächsten Meeting besser machen?“
Wenn Sie das regelmäßig machen, werden Ihre Meetings von Mal zu mal besser.
Eine positive Gesprächskultur beginnt mit kleinen Maßnahmen. Starten Sie am besten heute, sie zu verbessern!