ACHTSAMKEIT IM BUSINESS

Wofür brauchen Unternehmen Achtsamkeit?

„Wenn wir einen Begriff nennen müssten, der in den kommenden Jahren eine Schlüsselrolle spielen wird, welchen würden wir wählen? – Achtsamkeit“, schreibt der Zukunftsforscher Matthias Horx in der Einleitung zur Zukunftsreport-Ausgabe für das Jahr 2016.

Laut Horx gehört die Achtsamkeit (engl. Mindfulness) zu den aktuellen Megatrends. Kaum ein anderer Trend hat es sowohl auf die Cover der großen Zeitschriften geschafft (vom Time Magazine bis hin zu Happinez & Flow, etc.), als auch in die weltgrößten und bedeutendsten Wirtschaftsunternehmen (Google, Mercedes, Intel, SAP). „In vielen großen Unternehmen verdrängen derzeit Achtsamkeitstrainer die McKinsey-Horden“, schreibt Horx.

Und eine von ihm zitierte Tageszeitung meldet:

„Wenn selbst Mercedes seinen Mitarbeitern Mail-Zwangspausen und digitalen Urlaubs-Absentismus verordnet, dann ist das Thema Achtsamkeit in der Mitte der Wirtschaft angekommen.“

Tatsächlich erkennen immer mehr Unternehmen, dass ein „Weiterwachsen wie bisher“ zwar noch funktioniert, aber immer mehr sinnentleert ist. Führungskräfte merken, dass zwar alles „läuft“, aber dass sie eigentlich ganz anders führen wollen. Mitarbeiter machen ihren Job, aber auch sie spüren, dass sie noch viel mehr zu geben haben. Nur wie? Wo ist der Raum für eine neue Art zu wirtschaften?

Unternehmen wundern sich, warum entweder die Zahlen nicht mehr so wachsen wie früher, die Kundenbegeisterung nicht mehr in gewohntem Maße zunimmt, oder sich sogar die Beschwerden und die Krankenstände häufen.

Was ist bloß los? Warum geht es nicht mehr höher, schneller, weiter? Die Erklärung ist: Weil das Unternehmen sein Potenzial nicht ausschöpft. Und damit meine ich alle Menschen, die zum Unternehmenszweck beitragen – vom Vorstand bis zur Reinigungskraft.

Das Potenzial jedes Einzelnen ist enorm. Und die unterschätzte Zutat, um es zu bergen, ist die Achtsamkeit.


WIE ACHTSAMKEIT POTENZIALE FREISETZT

Die Achtsamkeit ist wie ein zwischenmenschliches Schmiermittel. Unternehmen, die Achtsamkeit als Wert leben, sind ungleich kreativer und können mit Überraschungen wesentlich besser umgehen, als jedes andere Unternehmen.

Führungskräfte können ihre Kommunikations- und Führungskompetenzen noch so sehr optimieren; Mitarbeiter können ihre Fachkompetenzen und Soft Skills perfektionieren bis zum Schwarzen Gürtel. Wenn ihnen aber die Basiskompetenz der Achtsamkeit fehlt, werden die besten Tools und Techniken ihre Wirkung verfehlen.

Warum? Weil in der Wirtschaft von heute der Mensch wesentlich geworden ist. Und der Mensch braucht Aufmerksamkeit, um zu gedeihen. Echte, untegeteilte, wertschätzende Aufmerksamkeit. Menschen wollen als Mensch wahrgenommen werden mit all ihren Talenten und Fähigkeiten, mit all ihren Stärken und Schwächen; nicht als Produktionsfaktor. Nicht als Kostenpunkt. Und auch nicht als reine Aufgaben-Erfüller. Und genau diese wertschätzende Haltung und ganzheitliche Sicht auf den Menschen ist selbstverständlich, wenn im Unternehmen eine Haltung der Achtsamkeit herrscht.

Die Achtsamkeit ist wie ein zwischenmenschliches Schmiermittel. Unternehmen, die Achtsamkeit als Wert leben, sind ungleich kreativer und können mit Überraschungen wesentlich besser umgehen, als jedes andere Unternehmen.

Führungskräfte können ihre Kommunikations- und Führungskompetenzen noch so sehr optimieren; Mitarbeiter können ihre Fachkompetenzen und Soft Skills perfektionieren bis zum Schwarzen Gürtel. Wenn ihnen aber die Basiskompetenz der Achtsamkeit fehlt, werden die besten Tools und Techniken ihre Wirkung verfehlen.

Warum? Weil in der Wirtschaft von heute der Mensch wesentlich geworden ist. Und der Mensch braucht Aufmerksamkeit, um zu gedeihen. Echte, untegeteilte, wertschätzende Aufmerksamkeit. Menschen wollen als Mensch wahrgenommen werden mit all ihren Talenten und Fähigkeiten, mit all ihren Stärken und Schwächen; nicht als Produktionsfaktor. Nicht als Kostenpunkt. Und auch nicht als reine Aufgaben-Erfüller. Und genau diese wertschätzende Haltung und ganzheitliche Sicht auf den Menschen ist selbstverständlich, wenn im Unternehmen eine Haltung der Achtsamkeit herrscht.


ACHTSAMKEIT: WAS IST DAS ÜBERHAUPT?

Achtsam zu sein bedeutet mit der Aufmerksamkeit voll und ganz bei dem zu sein, was Sie gerade tun oder erleben. Es bedeutet, wahrzunehmen, was geschieht während es geschieht – nicht erst im Nachhinein. So gesehen ist Achtsamkeit die Fähigkeit, präsent zu sein im Hier und Jetzt, und sowohl mit sich selbst als auch mit der Umwelt in Kontakt zu sein.

Dabei ist die Achtsamkeit wie ein Scheinwerfer: Sie können ihn auf sich selbst richten, auf Ihr Gegenüber, auf Ihre Umgebung oder auf die Situation, in der Sie sich befinden.

Wenn Sie achtsam sind, ist es, als würden Sie innerlich einen kleinen Schritt zurücktreten. Aus diesem Abstand ist es leichter, die Dinge klar zu sehen. Eine Krise, eine ungeliebte Aufgabe oder eine schwere Situation lässt sich aus einer gewissen Distanz mit anderen Augen sehen und die Chancen werden auf einmal sichtbar.

Andererseits ist Achtsamkeit eine Haltung der Akzeptanz, des Respektes und der Wertschätzung.


ACHTSAMKEIT STATT AUTOPILOT

Den Mangel an Achtsamkeit kennt jeder aus dem Alltag. Wenn Sie etwa mit dem Auto eine bekannte Strecke fahren und Ihnen plötzlich auffällt, dass Sie den letzten Kilometer automatisch zurückgelegt haben, ohne es zu merken. Oder dass Sie sich verfahren haben. Oder Sie kommen gerade morgens im Büro an und fragen sich: "Habe ich wohl den Herd ausgemacht?“

Im Volksmund sagt man, Sie waren „mit dem Kopf woanders“. Der Fachbegriff dafür ist: Ihr Geist lief auf Autopilot. Und der Autopilot ist das genaue Gegenteil der Achtsamkeit.

Der Autopilot-Zustand ist ein unbewusster Zustand. In diesem Zustand spulen wir eingeübte Verhaltens- oder Gedankenmuster ab, ohne zu hinterfragen, ob sie in dieser Situation der beste Weg zu handeln oder zu denken ist. Ob cholerische Verhaltensweisen oder Katastrophenszenarien: Beide entspringe in den allermeisten Fällen dem Autopiloten, und sind keine angemessene Reaktion auf das, was gerade geschieht.

Ein stärkerer Realitätsbezug und eine objektivere Sicht auf äußere Ereignisse ist einer der Gründe, warum es sich lohnt, Achtsamkeit im Unternehmen zu trainieren. Und es gibt noch einige mehr.


WOZU ACHTSAMKEIT TRAINIEREN?

Ein Training der Achtsamkeit und vor allem eine Verankerung der Achtsamkeit als Wert in einem Unternehmen macht Organisationen langfristig robust und flexibel. Die Wirkungen der Achtsamkeit sind:

1. Mitarbeiterbindung

Wenn Führungskräfte diese Haltung in ihrer Kommunikation zum Ausdruck bringen, stärken sie eine positive Beziehung zu ihren Mitarbeitern. Das senkt das Stresslevel der Mitarbeiter und damit die Krankenstände, führt zu stärkerer Mitarbeiter-Bindung und höherer Mitarbeiter-Zufriedenheit.

2. Weniger Stress

Achtsamkeit hat, das ist wissenschaftlich nachgewiesen, eine stark stressreduzierende Wirkung. – In der heutigen Arbeitswelt mit ihrer hohen Umdrehungszahl sowie der Informationsdichte eine Fähigkeit, die den meisten Führungskräften und Mitarbeitern von großem Nutzen ist.

3. Potenzialentfaltung

Je genauer sich der Einzelne wahrnimmt, desto klarer spürt er, wo es ihn hinzieht. Achtsame Menschen können mit Leichtigkeit Fragen beantworten wie: „Wo ist mein Sweet Spot? Wo bin ich am Besten? Wo erfahre ich den größten Sinn und kann gleichzeitig den bestmöglichen Beitrag innerhalb meiner Organisation liefern?“ Und wer seinen Sweet Spot findet, ist intrinsisch motiviert bis in die Haarspitzen. Dieser Mensch muss nicht gepusht, höchstens manchmal gebremst werden.

4. Effektivere Zusammenarbeit

Wie lässt sich diese Aufgabe am effektivsten angehen? Wann brauche ich einen anregenden Austausch mit einem Kollegen? Wann brauche ich fokussiertes, unterbrechungsfreies, tiefes Arbeiten an einem Thema? Wie stelle ich einen jeweils geeigneten Kontext her? Wer achtsam ist, erkennt deutlicher, welche Bedingungen nötig sind, um wirklich produktiv zu sein. Und er ist in der Lage, sie proaktiv herzustellen – auch wenn sie in der Organisation neu und ungewohnt sind.

5. Bessere Kommunikation

Die Dinge beim Namen nennen? Ja, aber ohne zu verletzen. Wer Achtsamkeit vereinnerlicht hat, kommuniziert direkt und ohne Umschweife, zugleich aber wertschätzend und verbindlich. So entsteht nicht nur klare Kommunikation, sondern auch tragfähige Beziehungen zwischen Kollegen.


WIE LÄSST SICH ACHTSAMKEIT TRAINIEREN?

Achtsamkeit zu üben ist vergleichbar mit dem Training eines Muskels. Jedes Mal, wenn Sie die Aufmerksamkeit in den gegenwärtigen Moment zurückbringen – gegen den Widerstand der Gewohnheit, in Gedanken schon zwei Schritte weiter zu sein – spannt sich Ihr Achtsamkeitsmuskel an. Je öfter Sie die Gelegenheit zu üben wahrnehmen(und die Gelegenheit haben Sie Tausende Male am Tag), desto kräftiger wird Ihr Muskel der Achtsamkeit und umso natürlicher wird es für Sie, wenn Ihre Gedanken abschweifen, zurück ins Hier und Jetzt zu kommen.

Zu Beginn des Trainings merken die meisten Menschen gar nicht, wie oft sie tatsächlich unachtsam sind. – Der klassische Zustand der unbewussten Inkompetenz. Deshalb ist es gerade am Anfang hilfreich, zunächst formal zu üben, und erst im nächsten Schritt die Übungspraxis in den Arbeits- und Lebensalltag zu übertragen.


DIE FORMALE PRAXIS DER ACHTSAMKEIT

Achtsamkeit formal zu praktizieren bedeutet, regelmäßig eine oder mehrere der folgenden Basis-Übungen durchzuführen:

  • Bodyscan
  • Gehmeditation
  • Achtsame Bewegungsübungen
  • Achtsames Essen
  • Achtsamkeitsmeditation

Wie beim Sport ist auch beim Training der Achtsamkeit eine kurze Übung täglich effektiver als eine lange Übung wöchentlich.

Wie ein Achtsamkeitstraining für Unternehmen aussieht, lesen Sie hier.


IST ACHTSAMKEIT ETWAS FÜR JEDES UNTERNEHMEN?

von wocintech stock - Flickr, CC BY 2.0 Lizenz

Achtsamkeit ist für jeden Menschen ein Gewinn. Unternehmen sollten sich jedoch zunächst die Frage stellen: Passt die Achtsamkeit wirklich zu unseren gelebten Werten? Wollen wir sie als Teil unserer Unternehmenskultur? Ist es eine Fähigkeit, die wir im gesamten Unternehmen kultivieren möchten?

Wenn ja, dann macht es Sinn, sie mit einem Achtsamkeits-Programm in die gesamte Organisation zu implementieren. Wenn nicht, können bestenfalls Einzelne unterstützt werden.

Der Clou ist: Wer die Achtsamkeit nur als weiteren Effizenz-Booster ansieht um weiterzumachen wie bisher und nicht bereit ist, sich selbst, die eigene Richtung und die eigene Unternehmensstrategie in Frage zustellen, der bleibt zwangsläufig an der Oberfläche und schöpft die eigentliche Kraft der Achtsamkeit nicht aus.

Matthias Horx hat es auf den Punkt gebracht:

„Das Achtsamkeits-Prinzip bedeutet für das Business gleichzeitig einen Paradigmenwechsel von fundamentalen Ausmaßen. Von der Personalabteilung, die auf andere Weise mit Menschen umgehen muss, über die Frage, welche Rohstoffe für einen Produktionsprozess verwendet werden (Cradle to Cradle), bis zum Mindset der Führung.
Die erstaunliche anarchische Empathie, die in Deutschland angesichts der Flüchtlingswelle entstand, ist bereits Vorbote dessen, wie Achtsamkeit die Gesellschaft beeinflussen kann.
Achtsame Menschen wissen, dass Krisen Impulse des Neuen sind. Dass Empathie uns guttut. Achtsamkeit lehrt uns, in den Problemen die Lösungen zu sehen. Achtsame Menschen lernen, ihre Angst zu moderieren.“

Die Angst vor Neuem zu moderieren und die Chancen in jedem Moment zu sehen: Das sind die Qualitäten, die wir heute im Business brauchen: in der Führungsriege wie in jedem Projekt. In den Vorstandsetagen ebenso wie beim Business as Usual.


WIE SICH ACHTSAMKEIT IM UNTERNEHMEN IMPLEMENTIEREN LÄSST

Am besten gehen Sie in diesen drei Schritten vor, wenn Sie die Achtsamkeit zum Teil Ihrer Unternehmenskultur machen möchten:

1. Resonanz testen

Teilen Sie zu Beginn einfach nur hilfreiche Informationen mit Ihrem Team: Artikel, spannende Links, eigene Erfahrungsberichte. Damit testen Sie die Resonanz bei Ihren Leuten und finden vielleicht auch schon Verbündete.

2. Vortasten

Machen Sie sich im zweiten Schritt bewusst, wen Sie abholen müssen. Das Thema Achtsamkeit ist in manchen Köpfen noch mit einem Esoterik-Stempel versehen. Bei sehr kritischen oder stark kognitiv geprägten Menschen ist es deshalb wichtig, Zahlen, Daten und Fakten in der Kommunikation in den Vordergrund zu stellen und Vorbehalte von Anfang an passgenau zu adressieren.

3. Die passenden Maßnahmen auswählen

Planen Sie von Anfang an Maßnahmen im Hinblick auf Transfer und Verankerung in der Organisation. Häufig sind dazu blended-learning Ansätze geeignet.

Prüfen Sie, wo Sie Achtsamkeit räumlich und in Ritualen wie zum Beispiel Meetings verankern können. Idealerweise sollten Bezugspunkte geschaffen werden durch die die Achtsamkeit immer wieder sichtbar und erlebbar wird. Fragen Sie im Vorfeld Ihr Management, wie viel Achtsamkeit es in der Organisation denn sein darf. Ansonsten stoßen Ihre Maßnahmen an eine Glasdecke.

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WAS TUN, WENN DER VORWURF DER ESOTERIK FÄLLT?

Differenzieren Sie.

Machen Sie deutlich, dass manche Techniken zum Training der Achtsamkeit durchaus aus dem Buddhismus stammen. Diese werden seit ca. 2.500 Jahren von Millionen Menschen praktiziert. Wollte man den Buddhismus auf seinen Kern, auf ein Wort reduzieren, dann wäre dieses „Achtsamkeit“. Gleichzeitig ist Achtsamkeit ein zutiefst menschliche Fähigkeit. Eine Fähigkeit die jeder einzelne, unabhängig von sozialem Hintergrund, Geschlecht oder Glaube entwickeln kann. Genau so wie Sie müde oder wach sein können, können Sie auf Autopilot sein oder achtsam. Daher geschieht unsere Vermittlung der Achtsamkeit weltanschaulich neutral und steht fest auf dem Boden der zahlreichen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Achtsamkeit ist ebenfalls eine Geisteshaltung. Eine Haltung, die mit Klangschalen und Räucherstäbchen nichts zu tun hat, sondern viel mehr mit unserem natürlichen menschlichen Zustand.

Es geht schlicht und einfach darum, den wach-entspannten Zustand, mit dem wir geboren wurden, zurückzuerlangen. Es geht darum, unsere eingeübten Denk- und Verhaltensmuster zu durchschauen und frei zu wählen, wie wir auf äußere Reize reagieren. Es geht darum wieder und wieder die Metaebene in Bezug auf das eigene Denken, Fühlen und Handeln einzunehmen. Damit bildet Achtsamkeit die Grundlage von Selbstreflexion, persönlicher Entwicklung und der Entfaltung des uns innewohnenden Potentials.

Oder um mit Horx zu sprechen: „Achtsamkeit lehrt uns, in den Problemen die Lösungen zu sehen.“ Für Unternehmen eine durchaus nützliche Fähigkeit. Oder?